Einfachlosschreiben

Hey,
also ich weiß garnicht wie ich anfangen soll...
Ich fange ganz von vorne an:
Mein Vater starb vor 3 Wochen am 19. September.
Eigentlich war bis kurz vor der letzen Woche der Sommerferien alles noch ganz normal soweit man das bei meiner Familie sagen kann. Meine Mum ist eine Frau mittleren Alters und macht alles für uns. Wirklich alles. also auch wenn sie mal krank ist steht sie früh um 6 auf, macht Frühstück und trotzdem steht sie Abends noch im Wohnzimmer und macht die Wäsche.
Dann ist da noch mein 8-Jähriger kleiner Bruder Felix der zur Psychologin muss weil er schnell wütend wird. Meistens wenn er gestresst ist was ich in der Grundschule ziemlich krass finde. Als ich klein war, war alles noch viel lockerer.
Mein Vater war ein guter Mensch. Er ist mit 41 jahren gestorben. Er hatte von Geburt an einen Herzfehler hat sich aber trotzdem durchs Leben gekämpft. Er lebte fasst nurnoch für uns, seine Familie. Freunde hatte er nicht viele weil er sich irgendwie nie welche wollte. Aber die die er hatte waren sehr gute. Sein Herzfehler hat man ihm angesehen seine Hautfarbe war ein bisschen bräunlich blau und er konnte seit einem Unfall vor ein paar Jahren nicht mehr richtig laufen. Wir waren Schlittenfahren auf dem Blomberg -glaube ich- und er ist mit seinem Fuß beim bremsen hängengeblieben und hat ihn sich dabei gebrochen. Wir sind zusamen einen Hang heruntergeschlittert und ich wurde zum Glück durch den Schnee nicht weiter verletzt. Aber er lag dann dort an einem Baum und ich als kleines Mädchen konnte nichts machen. Zum Glück kamen ein paar andere vorbei und die waren zufällig Ärzte und konnten Erste Hilfe leisten. Er wurde dann mit einem Hubschrauber ins nächste Krankenhaus gebracht. Aber ich schweife ab weiter mit meiner Familie bzw dem letzten Teil von uns.
-Mir .
Ich bin 13 und seitdem mein Vater tod ist habe ich extreme Stimmungsschwankungen und bin immer wieder Depressiv. Ich hatte vorhin wieder einen -Ich nenne es mal Zusammenbruch (dabei gebe ich mir immer die Schuld für alles schlechte was jemals passiert ist aber dazu später etwas) und habe beschlossen einfach mal alles aufzuschreiben weil es mir dann vllt besser geht.
Also beginne ich mal. Im lezten halben Jahr hatten mein Vater und ich kein sehr gutes Verhältnis. Wir haben uns dauernd gestritten über jede Kleinigkeit und am Ende gab er mir meistens Multiamediaverbot (das war sein Lieblingsverbot wo alles an Technik verboten wurde -vom Handy bis zum Radio). Im nachhinen bereue ich es ,dass ich unser letztes Halbjahr nur damit verbracht hatte ihn anzumotzen und mich zu ärgern. Er provozierte mich aber auch regelmäßig. Auf jeden Fall musste er dann in den Sommerferien nach einem Herzanfall und einer leichten Lungeninfektion ins Krankenhaus und sie haben festgestellt das sie ihm nicht mehr viel helfen können aber er hat es für uns überstanden. Nur leider nicht ganz...
Als Entlassen wurde brach er 10m nach der Tür wieder zusammen aber er ließ sich nur aufhelfen und ging nach Hause weil er gesagt hat das er seinen Kindern helfen muss. Ich war nicht sehr froh als er wieder zurückkam weil wir uns ja die ganze Zeit gestritten hatten und ich zu der zeit ja noch nicht ahnte was in der nächsten Zeit passiern könnte.
Die Sommerferien begannen und ich war in einem Sommercamp in Meklemburg-Vorpommern. Es waren die schönsten 2 Wochen in meinem bisherigen Leben. Ich habe viele neue Freunde gefunden und unteranderem auch meinen Freund kennengelernt. (Aber das ist wieder eine andere Geschichte.-Iwie habe ich das Gefühl dass ich das öfter machen sollte. Also das aufschreiben. Es tut gut.)
Nach dem Camp wollte meine Mum das wir nochmal als ganze Familie einen Urlaub machen.Wir fuhren in den Spreewald in ein kleines Ferienhaus Ich fand das micht sehr ansprechend weil meine Mum sich zu dem Zeitpunkt schon von meinem Dad scheiden lassen wollte weil er sich ja so unfair gegenüber uns Kindern verhalten hat. Also stritten sie sich fast die gesamten Abende aber es gab auch schöne Momente. Am letzten Tag machten wir eine Kahnfahrt über die Kanäle dort. Wir bemerkten dass mein Dad übertrieben fror aber er hat in seinem Stolz natürlich nichts gesagt. Also haben wir in der nächsten Pause angehalten und ich habe ihm meinen Hoodie gegeben. (Er passte weil ich trage nur Oversized) Der Bootsführer gab ihm eine Decke aber es wurde nicht besser. Als wir am Hafen ankamen luden wir ihn in seinen Rollstuhl und fuhren ihn zum Auto. Er weigerte sich -mal wieder aus Stolz- ins Krankenhaus zu fahren also begaben wir uns wieder zu unserem Ferienhaus.
Als wir aussteigen wollten bekam er kaum noch Luft und bleb sitzen. Meine Mum bestand dann darauf ihn ins Krankenhaus zu fahren. Im Nachhinein erzählte sie mir das die Ärzte dort erstmal garnicht wussten was sie machen sollten also riefen sie unser Stammklinikum in Großhadern an. Sie stellten fest dass die Lungeninfektion zurückgekommen war und diesmal stärker. Die Großhaderner gaben den Spreewäldern die Anweisungen und wir fuhren nach Hause nach München weil er dort ein paar Tage bleiben musste. Nach 2 Tagen holte meine Mum ihn nach Hause ab und alles schien soweit gut. Wir lebten normal weiter und ich unternahm viel mit meinen neuen Freunden und vorallem mit Lovis. (Andere Geschichte)
In der Letzten Woche am Samstag als meine Mum mit meinem Bruder unterwegs und ich mit meinem Dad zu hause war, bemerkte ich dass er seltsam atmete. Ich fragte ihn was los sei und er antwortete nur ich solle Mum anrufen. Als sie nicht ranging rief ich den Notarzt.
Mein Dad konnte mittlerweile nichtmehr sprechen und seine Haut wurde blass-blau-braun. Meine Mum kam ca 5-7min vor dem Notarzt an und machte was sie nunmal konnte-> sie sammelte seine gesamten Medikamente zusammen und nahm seinen üblichen Krankenhauskoffer(meine Mum ist sehr gut organisiert). Der Notarzt kam an und es war erstmal komplettes Chaos. Sie ­­­­­gaben ihm Adrenalin, weil sein Blutdruck viel zu niedrig war. Sie verluden ihn auf eine Trage und brachten ihn so schnell wie möglich ins Krankenhaus. Das war am Sonntag.
Später erfuhr ich dass ich ihm sein Leben gerettet hatte. Ein paar Minuten mehr und es wäre vielleicht schon zu spät gewesen.
Von Montag bis zum nächsten Sonntag meine Mum nur zwischen Arbeit, uns und dem Krankenhaus hin und hergefahren und hat sich um alles gekümmert. Ich weiß nicht wie sie das geschafft hat. (2x durften wir Kinder ihn im Krankenhaus besuchen. Aber nur im Garten weil Kinder dürfen nicht auf die Station.) Abends habe ich meine Mum ins Bett gebracht weil sie meistens mitten in der Nacht kommplett verweint auf unserem Sofa saß,weil sie nicht schlafen konnte. Sie machte sich dafür Verantwortlich weil sie ihn ja unter Druck gesetzt hatte wegen der Scheidung. Alles in allem ging es ihr beschissen und ich hoffe ich konnte ihr ein bisschen helfen damit umzugehen. Wir haben es von meinem kleinen Bruder so weit wie möglich Ferngehalten um ihm keine Sorgen zu bereiten. Er ist doch noch so Jung...
Am Montag Abend kam meine Mum mit guten Nachrrichten zurück anscheinend ging es ihm wieder besser aber er muss noch 4 Wochen im Krankenhaus bleiben. Es kam zum ersten mal wieder Hoffnung auf. Er wollte sogar einen Fernseher ins Krankenhaus haben, aber dazu kam es dann nicht mehr.
In der Nacht auf Dienstag verschlechterten sich die Werte und meine Mum fuhr in der Nacht ins Krankenhaus um ihn zu besuchen. Sie hat mir erzählt, dass er keine logischen Sätze mehr hervorgebracht hat, aufgrund der ganzen Medikamente. Irgendwann war er dann stabil und meine Mum musste auch wieder nach Hause weil wir ja nichts davon wussten.
Wir sollten Dienstag in die Schule um uns nicht verrückt zu machen. Abends war sie wieder im Krankenhaus und die Ärtzte stellten die Diagnose , dass sein ganzer Körper runterfährt und es keine Hoffnung mehr gibt. Er war nichtmehr bei bewusstsein.
Am Mittwoch machte das Krankenhaus eine Ausnahme für uns. Mein Dad lag im sterben.
Als wir auf die Station kamen begleitete uns ein Seelsorger zu seinem Zimmer. Er lag da als würde er schlafen. Er lebte noch. Er athmete nurnoch ab und zu mit einem heiseren Röcheln. Sein Blutdruck war so niedrig. So viele Schläuche. Überall an ihm. An seinem Hals an seinen Armen..
Ich brach Innerlich zusammen. Da wurde es auf einmal so real. Mein Daddy wird sterben. Mein Kleiner Bruder bekam einen Heulkrampf und meine Mum versuchte irgedwie ihn unter Kontrolle zu bringen.
Der Seelsorger gab jedem von uns einen kleinen Engel aus Bronze. Er sagte: "Euer Dad wird jetzt im Himmel sein. Wie ein Engel der immer auf euch aufpasst."
Damit ging mein letzter Funken Hoffnung verloren...

Ich wurde mit meinem Dad ein paar Minuten alleine im Raum gelassen.Ich streichelte seinen Arm in der Hoffnung das er es spürt. Er war so kalt als wäre er schon tot. Ich sagte ihm alles was ich ihm hätte sagen sollen als er noch hätte antworten können. Ich sagte ihm dass es mir so unendlich leidtue was ich getan habe. Das ich ihn immer geliebt habe und ihm dankbar war für alles was er je für mich getan hatte. Das ich nie wollte dass er mich verlässt. Ich wollte alles verletzende zurücknehmen was ich je zu ihm gesagt hatte. Ich wünschte wir hätten uns nie gestritten, unsere letzten Tage genossen oder wenigstens telefoniert als er im Krankenhaus war. Ich werde für immer damit leben müssen das ich mich nicht verabschieden konnte. Das ist das schlimmste was passieren konnte...
Ca eine Stunde nach unserem Besuch starb er. Meine Mum hat heute zu mir gesagt dass er gespürt hat dass wir da waren und dass er losgelassen hat nachdem wir da waren.
Ich habe ein Zitat gefunden was mich irgenwie verfolgt und ich finde es so wahr:
Liebe bedeutet auch,jemanden gehen zu lassen, der am Ende keine Kraft mehr hatte.
-anonymusgirl

Hast du schön geschrieben! Ich finde es toll, dass du dir einen Weg gesucht hast, mit all dem klar zu kommen. Schreiben ist eine gute Möglichkeit. Es scheint mir, du bist eine starke Person und gehst deinen Weg. Den Vater so früh zu verlieren ist schrecklich und man wird ihn immer vermissen. Ich hab da auch meine Erfahrung! Wünsche dir alles Gute auf deinem Weg, lg, liva